Astronomie und Zeit

Hans-Hellmuth Cuno

Historisches
Astronomie und Zeit sind von Anfang an untrennbar verwoben. War es die Aufgabe der Astronomen, einen Kalender zu entwickeln, Finsternisse und andere Ereignisse vorherzusagen, z.B. im alten Ägypten die Nilschwemme vorherzusagen, so war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts die Zeit an  die Drehung der Erde gekoppelt und die Astronomen hatten die Referenzzeit zu liefern.

Die Uhren
Die Unterteilung des Tages in kleinere Abschnitte war Aufgabe der Uhren. Sand- und Wasseruhren mochten den Ansprüchen im Altertum genügen, es war hier die Astronomie, welche eine genauere Zeitunterteilung für die Astrometrie gebrauchte. Die Pendeluhr war nach ihrer Erfindung über mehr als 300 Jahre das Maß aller Dinge und wurde schrittweise zu beachtlicher Genauigkeit entwickelt. Das Problem der Längenbestimmung auf See war ein Problem der exakten Zeit. 1736 wurde Harrisons erster Chronometer auf See erprobt und trat bald eine Siegeszug an.
Mit der Entwicklung der Elektronenröhre traten Quarzuhren auf den Plan, welche die Genauigkeit um den Faktor 100 steigerten. Weitere Stufen der Entwicklung waren die Atomuhren und Maser, welche heute Stand der Technik sind.


Die Zeiten
Man hatte die Unregelmäßigkeiten der Erddrehung und des Umlaufs der Erde um die Sonne Schritt für Schritt eliminiert, was in der völlig gleichmäßig verstreichenden Ephemeridenzeit gipfelte. Die Länge der Sekunde war an die Jahreslänge angebunden und die Präzisionszeit wurde auf Grund von Beobachtungen im Nachhinein festgelegt.
Im Jahre 1967 erfolgte eine einschneidende Änderung. In diesem Jahre wurde nach langen, sorgfältigen Messungen und Untersuchungen die Länge der Sekunde nicht mehr als Bruchteil der Jahreslänge festgelegt, sondern über die Schwingfrequenz eines bestimmten Quantenübergangs im Cäsiumatom.
Heute folgt die Zeit einem Verbund von 11 Cäsiumuhren, die als Primärstandards dienen. Dies ist die TAI (Temps Atomique International) als heutiges Maß aller Dinge. An diese wissenschaftliche Fundamentalzeit ist die weltweite Standardzeit UTC (Universal Coordinated Time) angebunden. UTC ist ein Kompromiß, der mittels Schaltsekunden mit der Erddrehung und Bahnbewegung im Einklang gehalten wird. Die Differenz zwischen TAI und UTC beträgt immer ein ganzzahliges Vielfaches von 1 Sekunde, im Januar 2003 waren es 32 Sekunden.
Zum echten Problem ist der Austausch der exakten Zeit zwischen den Primäruhren geworden. Dabei haben relativistische Effekte bereits einen starken Einfluß. Hier wird heute das GPS verwendet, dessen Satelliten Atomuhren an Bord haben und deren Position cm-genau bekannt ist.

Begriffe
TAI Temps Atomique International. Fundamentalzeit aus weltweitem Verbund von Atomuhren
UTC Universal Coordinated Time. Weltweite Standardzeit, wird auf Drehung und Bahnbewegung der Erde synchronisiert
UT0 Mittlere Sonnenzeit. Zeitgleichung eliminiert
UT1 Zeit aus exakter Winkelstellung der Erddrehung
DT Dynamische Zeit. Setzt Ephemeridenzeit fort, die durch Beobachtung der Bewegung von Erde, Mond und Planeten festgelegt wird
BIPM Bureau International des Poids et Mesures. Weltweiter Hüter von Maßen, Gewichten und Zeit. Legt die fundamentalen SI-Einheiten fest:
Masse, Zeit, Stromstärke, Temperatur, Stoffmenge und Lichtstärke
GPS Global Positioning System. Weltweites Navigationssystem, hat eigene GPS-Zeit, die der UTC bei der Inbetriebnahme von GPS im Jahre 1980 entspricht (GPS-Zeit ~ TAI – 19 sec).
IERS International Earth Rotation Service. Verfolgt Erddrehung
 

Literatur:
David W. Allan et al.  The Science of Timekeeping, Hewlett-Packard Application Note 1289

Wenn die Tage länger werden    Himmelsjahr 2003, Monatsthema Februar, S. 69
 
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